Ich laufe eigentlich schon ziemlich lange, mindestens seit zehn Jahren. Bisher war es nur ein kleines Hobby, um gesund und fit zu bleiben, mittlerweile ist es zum unverzichtbaren Bestandteil meines Lebens geworden. Lange Zeit war ich nicht in der Lage, über 30 Minuten am Stück zu laufen. Mein Körper hielt diese Grenze über Jahre tapfer aufrecht. Eigentlich hatte ich auch kaum Ambitionen, diese mentale Grenze zu überwinden. Schließlich ging ich ja noch parallel ins Fitnessstudio, und mein Krafttraining war mir schon immer wichtiger, da es ja um einen straffen Body geht. Doch das Blatt wendete sich…
Mein Stand vor zwei Jahren:
Vor zwei Jahren gab es dann eine innere Stimme, die mir sagte: Ich kann mehr! Dazu kam meine Lauffreundin K., die von nun an mit mir gemeinsam trainierte und die mich an trüben und kalten Wintertagen zum Training motivierte. Alleine wäre ich bei 3 Grad Außentemperatur und eiskaltem Nieselregen niemals in den Wald gefahren, um laufen zu gehen. Doch genau diese besonders harten Trainingseinheiten, die mich ein bisschen aus meiner Komfortzone holten, blieben als besondere Glücksmomente in Erinnerung. Dadurch, dass ich nun mit einer Laufpartnerin trainierte, kamen immer mehr neue Trainingsziele auf den Plan. Wir wollten beide Fortschritte sehen und so erhöhten wir unsere Laufleistung. Es ging am Anfang schleppend voran, aber mit der Zeit wurden wir ausdauernder und schneller.
Corona-sei-Dank:
Dann kam Corona und wir konnten das gemeinsame Training aus coronabedingten Gründen nicht weiter ausüben. So musste ich also wieder alleine laufen und das kostete wieder Eigenmotivation und mentale Stärke. Doch die Corona-Pandemie zeigte sich gerade in dieser Hinsicht als Motivationstrainer. Als alles geschlossen war und wir nach der Arbeit nur noch zu Hause rumhocken konnten, schnürte ich nun öfters meine Laufschuhe, um nicht vor der Glotze zu versumpfen. Durch Nichtstun wird man schlapp und lustlos (und bekommt Problemzonen). Das wollte ich nun wirklich nicht!! So half mir mein Lauftraining meinen Körper, meinen Geist und Seele in friedvoller Balance zu halten, wo draußen alles beängstigend war. Wo andere sich ängstlich zu Hause verkrochen und sich von unheilvollen Beiträgen im TV deprimieren ließen, lief ich fröhlich und emotional stark durch Wälder und Wiesen. Mein Mann begleitete mich oft als „Personal Trainer“ und motivierte mich nebenherlaufend. Denn auch er brauchte seinen mentalen Ausgleich. So kamen wir unserer eigenen Natur wieder näher und kamen ganzheitlich wieder besser drauf.
Positive Aspekte des Laufens zusammengefasst:
- Verbesserung der Ausdauer (also Widerstandsfähigkeit gegen Ermüdung).
- Gewichtsreduktion (durch erhöhten Kalorienverbrauch beim Laufen erhöht sich der Grundumsatz).
- Aktivierung des Fettstoffwechsels.
- Muskelzuwachs (die aktive Körpermasse nimmt prozentual zu, was wiederum den Grundumsatz erhöht).
- Laufen ist das optimale Training für Bauch, Beine und Po.
- Man ernährt sich automatisch gesünder.
- Das Herz-Kreislauf-System wird belastungsfähiger.
- Das Immunsystem wird gestärkt.
- Sehnen und Knochen werden stabiler (Osteoporose ade).
- Stresshormone werden schneller abgebaut.
- Glückshormone Serotonin und Endorphine werden vermehrt ausgeschüttet und schützen uns vor Depressionen.
- Alleine joggen ist wie Meditation.
- Der Kopf wird frei und man grübelt weniger, wenn man glücklich ausgepowert ist.
- Nach den ersten Lauferfolgen wächst das Selbstwertgefühl.
- Laufen durchblutet unsere Organe, der Stoffwechsel wird angeregt und der ganze Körper bekommt mehr Sauerstoff. (Quelle: Herbert Steffny – Buch: Optimales Lauftraining)
Und dann kam meiner erster Wettkampf – ein Citylauf (Midsummer Run 2021)
So kam es, dass ich mich vor zwei Monaten dann voller Enthusiasmus für den Citylauf am 14.08.2021 anmeldete. Ich entschied mich für den 5-Kilometer-Lauf, denn viel mehr war noch nicht drin. Schließlich ging es mir nach den vielen Monaten nicht mehr nur um Gesunderhaltung und Entspannung, plötzlich wurde wieder mein Wettkampfgeist zum Leben erweckt. Ich bin ein kampflustiger Widder (wenn man an Astrologie glaubt) und ich liebe die Herausforderung und den Wettkampf. Nach der Anmeldung veränderte sich sofort mein Lauftraining. Plötzlich ging es um „etwas“ und natürlich wollte ich nicht als Letzte durchs Ziel schlurfen. Leichte Zweifel machten sich dennoch breit, ob ich überhaupt schon so weit und fit genug bin, um es mit den vielen Profisportlern aufzunehmen.
Je näher der Wettkampftag kam, desto gezielter plante ich meine Läufe. Vorher meistens nur ein- bis zweimal pro Woche ein Feierabendlauf, nach der Anmeldung steigerte ich auf drei Läufe pro Woche und zusätzlich ging ich einmal pro Woche ins Fitnessstudio. Schließlich benötigt man auch einen stabilen Rumpf, um gut laufen zu können. Und so gelang es mir innerhalb ein paar Wochen genügend Ausdauer für den Midsummer Run aufzubauen. Meine persönliche Laufzeit für fünf Kilometer steigerte ich auf 39 Minuten. Das ist profisportlich gesehen natürlich nicht gerade eine gute Trainingsleistung, aber für mich ein gutes Ergebnis. Profisportlerinnen mit Talent laufen ohne viel Training die fünf Kilometer in 25 Minuten. Laufen ist leider auch immer ein bisschen Talent, und körperliche Grundenergie geht leider mit jedem Lebensjahr ein wenig verloren. Gerade ab 40 kann man einen Rückgang des Leistungsvermögens feststellen und ab 50 erst recht. Dazu kommt natürlich noch, dass intensives Training eine längere Regeneration braucht. Aber mit Fleiß, einem guten Trainingsplan, Geduld und Kontinuität kann man auch jenseits der 50 noch wirklich gute Leistungen bringen.
Mein erster Wettkampf:
Am Tag des Wettkampfs war ich ziemlich nervös. Leichte Ängste und Zweifel machten sich breit, weil es einfach sehr heiß war an diesem Tag. Ich wusste, dass Hitze das Laufen ziemlich erschweren würde. Ich bereitete mich am Morgen mit einem guten Frühstück und einem Powersmoothie vor (Rote Beete, Ingwer, Banane, Kiwi, Heidelbeeren, Spinat, Selleriegrün und Leinöl). Kennt ihr meinen Beitrag zum Thema: Gesunde Ernährung und Bewegung?
Beim Startschuss war ich erfüllt von Adrenalin, Glücksgefühlen und semi-leichten Bedenken, wegen der drückenden Hitze. Während des Laufs feuerte mich mein Liebster an den verschiedenen Stationen vom Rand aus an, das half mir durchzuhalten. Es war kein leichter Lauf, denn die Hitze stieg mir in den Kopf und in die Beine, aber ich gab mein Bestes. Etwas frustrierend empfand ich die vielen Laufprofis, die mich direkt am Anfang schon locker lässig überholten. Zwischenzeitlich prüfte ich immer wieder meinen Puls und mein Tempo. Alles lief im grünen Bereich. Ich schaffte mein Laufziel nicht ganz: 40,11 Minuten. Es war mein erster Wettkampflauf, sozusagen ein „Schnupperlauf“. Die Leistung stand für mich noch nicht im Vordergrund, sondern vor allem die Teilnahme. Diese Erfahrung war wirklich neu für mich, denn ich musste zusätzlich den Erwartungsdruck, Nervosität und Vorfreude miteinander vereinbaren – und während dem doch anstrengenden Lauf verborgene Kräfte mobilisieren.
Ausblick:
Das wird nicht mein letzter Wettkampflauf gewesen sein. Ich habe die Wettkampfvorbereitungszeit, das Training und über persönliche Grenzen zu gehen, sehr genossen. Es hat mir gezeigt, dass ich mehr kann, als ich mir zugetraut habe. Der Weg zur richtigen Läuferin ist mühsam, keine Frage, aber der Spaß an der Anstrengung und dem Gefühl, über sich hinaus zu wachsen einfach unbezahlbar. Frische Lebenskraft und mentale Stärke sind durch das Laufen hinzugekommen und ich werde auf jeden Fall weitermachen. Der nächste Wettkampf – zehn Kilometer – steht schon vor der Tür.