Je älter wir werden, desto wichtiger ist es, dass wir für uns sorgen, damit wir seelisch und körperlich bei Kräften bleiben. Dazu gehört, dass wir uns gesund ernähren, genug schlafen, genug Pausen machen, genügend Bewegung haben und den Kontakt zu uns selbst nicht verlieren. Viele haben aber vergessen auf ihren Körper und ihre Seele aufzupassen. Warum ist das so?
Die moderne Technologie, die uns ja angeblich so viel effektiver machen und damit mehr Erleichterung bringen sollte, droht uns sowohl unserer Effektivität als auch unserer kostbaren Lebenszeit zu berauben. Wir kennen kaum noch jemand, der mehr Freizeit hat oder der veralteten „Muße“ nachgeht (so altmodisch, und fast ausgestorben).
Mit unseren Laptops, Tablets und Smartphones sind wir heute dermaßen „vernetzt“, dass wir jederzeit mit Hinz und Kunz in Verbindung stehen und scheinbar „wichtigen“ Dingen nachgehen. Seht ihr das auch so, dass wir angesichts dieser Dauervernetzung Gefahr laufen, den Kontakt zu uns selbst zu verlieren?
Hier ein Beispiel aus meinem Alltag:
Wenn ich morgens an der Bushaltestelle stehe oder im Bus auf dem Weg zur Arbeit sitze, dann sehe ich jeden Morgen das gleiche Bild: Menschen hetzen mit „Coffee-to-Go-Bechern“ in der einen Hand und einem Handy am Ohr von A nach B. Oft sehe ich vom Bus aus die Autofahrerinnen, die während der Autofahrt telefonieren oder noch schnell eine Nachricht schreiben. Im Bus sind fast alle Fahrgäste (außer diejenigen über 60) mit ihrem Smartphone mit scheinbar wichtigen Dingen beschäftigt. Sie haben jeglichen Kontakt zu ihren Mitmenschen verloren.
Wo bleibt bei all der modernen Vernetzung noch die Verbindung zu uns selbst? Wir alle sind dermaßen intensiv mit Ablenkungen und Zerstreuung beschäftigt, dass wir eigentlich gar nicht mehr wissen, wo wir uns gerade befinden. Sogar am Strand, im Park, im Schwimmbad und sogar beim Kinderwagen schieben sprechen wir noch in das „Schinkenbrot“ (Handy). Haben wir angesichts der Beschleunigung unseres Lebensstils, die Möglichkeit verloren, in unserem eigenen Leben präsent zu sein?
Zum Aufpassen auf uns selbst gehört es, dass wir uns immer zeitnah um mentale und körperliche Störungen kümmern. Wenn wir aber ständig auf der Suche nach Ablenkung sind, verlieren wir den Kontakt zu unserem Körper und unserer Seele. So können Krankheiten, Konflikte und seelische Stressquellen meistens viel zu spät bemerkt werden. Wir Menschen verlieren aber dadurch nicht nur den Kontakt zu uns selbst, sondern auch den Kontakt zur Natur. Die Ursache sehen Psychologen tatsächlich im technischen Fortschritt, vor allem in der Zunahme der technischen Unterhaltungsmöglichkeiten zu Hause, also TV, Smartphone und Internetspiele.
Die Folgen:
- Wer den Kontakt zu sich selbst verloren hat, bemerkt Krankheiten, Störungen, Alarmsignale des Körpers und Stresssymptome zu spät.
- Wer den Kontakt zu sich selbst und seiner Umwelt verloren hat, steuert auf Einsamkeit, Isolation und Abnahme an sozialen Kontakten (Familie, Freunde, Arbeitskollegen, Partner, Kinder) zu.
- Wer den Kontakt zur Natur verloren hat, verliert an grundlegendem Wissen (Naturentfremdung).
Mal wieder anders handeln:
Wie wäre es, wenn wir in unseren freien Momenten mal nicht nach kurzweiliger Ablenkung suchten? Wie wäre es, wenn wir stattdessen einfach mal wieder mit uns selbst in Verbindung träten? Einfach mal bei sich selbst nachsähen, was da gerade so vor sich geht? Wie fühlen wir uns und was beschäftigt mich gerade? Fühlen wir uns „daneben“, „überfordert“, „gelangweilt“, „gestresst“ oder „glücklich“ und „zufrieden“? Den eigenen Körper wieder wahrnehmen, Sinneswahrnehmungen empfinden, Gefühle nachfühlen und einen Blick in unsere Umgebung riskieren (ahh ein Vogel).
Ich möchte hier keinesfalls die Technologie verteufeln und für ein „zurück zur Natur“ plädieren. Ich will nur sagen, wir brauchen wieder Momente, die nicht von irgendetwas angefüllt sind, in denen wir nicht auf dem Sprung sind, noch ein unwichtiges Telefonat zu führen oder noch eine E-Mail zu schreiben, in denen wir nicht noch mehr Aktivitäten planen. Wir brauchen wieder Augenblicke für uns selbst, Augenblicke der Besinnung, des Nachdenkens und vielleicht auch mal wieder der Muße.
Was meint ihr dazu?