Ich sag’s euch ganz ehrlich, ich bin manchmal genervt von dem ganzen Älterwerden-Gelaber. Von dem ganzen „In-Würde-Altern“ Geheuchle. Ich habe Angst davor, ganz ehrlich. Angst vor Gebrechlichkeit, Krankheit, Gedächtnisschwund, Einsamkeit und was es sonst noch für uns bereithält. Ach ja, den Tod, den hätte ich fast vergessen. Haha. Älterwerden ist tatsächlich nichts für Schwächlinge.
Reine Tatsachen:
Irgendwie gehört man in der Lebensmitte angekommen plötzlich nicht mehr zu den jungen Hipstern, für die Karriere, die Suche nach dem perfekten Partner, und die Verwirklichung der Lebensträume ganz oben auf der Agenda stehen haben. So um die 50 hört also definitiv der Spaß auf! Mein Frauenarzt hat es mir am deutlichsten vor Augen geführt. Ab jetzt stehe ich also mit einem Bein im Grab. Kacke!! O.K., so direkt hat er es nicht gesagt, aber so ähnlich. Er sagte: „Ab jetzt müssen sie zur jährlichen Vorsorgeuntersuchung für diese und jene Tod-bringenden-Gebrechen die ihnen jetzt täglich wiederfahren können“. Ich fragte, wieso ab jetzt und nicht schon vor einem Jahr? Hält sich der Krebs an bestimmte Altersgrenzen? Kennt er meinen Ausweis??? Ich hoffe nicht.
O.k. fangen wir von vorne an:
Seit langem recherchiere ich über diverse Anti-Aging-Themen. Wobei das Wort „Anti“ schon schlimm genug ist. Welche Nahrungsergänzungsmittel die Zellen jung halten, welche Ernährung mich gesund und fit hält, wieviel Sport ich treiben muss, damit ich meine schlanke Figur behalte, und welche Super-Luxus-Wirkstoffe meine Haut straff und jugendlich halten. Ich sage euch, das ist anstrengend – besonders für uns Frauen! Es macht mir natürlich auch Spaß, mich damit zu beschäftigen. Es ist interessant und es gibt wirklich viele Rezepte und Tipps, die einem beim Älterwerden helfen. Es darf nur nicht zu einer übertriebenen Hysterie werden! Lebensfreude und eine gewisse Gelassenheit sollten immer Vorrang haben.
Thema Ernährung:
Oh Gott, was habe ich unzählige Ernährungsratgeber gelesen und was mache ich? Ich sitze abends auf der Couch und schaufele fettige Doritos in mich rein. Ich sage nur – TRANSFETTE. Das sind die bösartigen Killer unter den gesundheitsschädlichen ungesättigten Transfettsäuren. Das weiß ich alles, aber ich liebe nun mal knuspriges, salziges und fettiges Knabberzeugs am Abend. Da kann ich noch so viele Ratgeber lesen. Natürlich achte ich sehr auf Ernährung und trinke grüne Smoothies und esse vermehrt Gemüse, Fisch und Sojaprodukte, aber ich geißele mich nicht jeden Tag. Dann sterbe ich vielleicht an einer koronaren Herzerkrankung oder eben an einer Buddha-Quinoa-Bowl-Overdose. Was soll’s.
Beauty und Co.:
Wo fange ich an? Dieses Thema könnte ein tonnenschweres Pamphlet füllen. Ich liebe es mich zu pflegen und zu schminken, das tue ich bereits seit meinem 13. Lebensjahr und habe seitdem vermutlich ein ganzes Vermögen für Kosmetik und Luxus-Hautpflege ausgegeben. Vielleicht ist es auch ein Hobby? Grübel. Andere sammeln Bilder von Lady Di, Clownfiguren oder gehen zum Golfen. Auch kostspielig. Nun mal ganz ehrlich, gute Hautpflege zahlt sich meiner Meinung nach aus. Ich bilde es mir zumindest ein, dass ich weniger Falten habe und dies an meinen zeitintensiven Pflegeritualen und hochwertigen Luxus-Hautpflegeprodukten liegt. Ich sage es mal so: Von nichts, kommt nichts. Wer sich pflegt und auf sich achtet, bleibt auch länger schön.
Attraktivität und Ausgehen:
Das Märchen vom „In-Würde-Altern“ habe ich mittlerweile durchschaut. Und das „Früher war alles besser-Gerede“ habe ich auch gecheckt. War eben früher nicht alles besser, soviel weiß ich jetzt. Aber eine Sache am Älterwerden nervt mich doch gewaltig: Ich kann mich in meinem Alter nicht mehr lässig in den hippen Clubs in Frankfurt sehen lassen. Was will denn die Alte da am Tresen? Ihren Sohn oder ihre Tochter abholen? Oje, welch Peinlichkeit. Mittlerweile findet man mich samstagsabends in der Oper anstatt auf einem Deathmetal Konzert. Mist.
Und wer findet mich überhaupt noch als Frau mittleren Alters attraktiv? Zum Glück mein Liebster und ein paar schmierige Typen auf Instagram, die mir stolz Penisfotos schicken. Haha. Die sozialen Medien machen das Altern eben auch nicht gerade einfacher. Jeder muss hip, jung und attraktiv sein. Warum eigentlich? Viele ältere Damen benutzen deshalb auf Instagram Filter bis der Arzt kommt. Wenn man die gefilterten Fotos vergrößert, wird das Gesicht zur üblen Faltendramaturgie. Will ich so aussehen? Nein, lieber so wie ich bin.
Und da hilft nur eins: Sich selbst mögen! Selbstliebe ♥ und so…. Ganz einfach und überhaupt nicht schlimm.
Mode im Alter:
Da mache ich es jetzt kurz. Meine Meinung, ältere Menschen können trotzdem Mut zur Farbe zeigen und trotzdem altersgerecht gekleidet sein, wie prominente Beispiele, die hippe New Yorkerin Iris Apfel zeigen. Keiner muss sich mehr in Rentner-Beige kleiden. Jeder soll anziehen worauf er/sie Lust hat. Ich kleide mich z. B. jetzt viel bunter als früher und habe auch mehr Mut zu ausgefallenen Styles.
Hier ein interessantes Interview mit Iris Apfel. Quelle: FAZ.
Gesundheit:
Wir müssen im Alter nicht gebrechlich oder vergesslich werden. Altersbedingte Krankheiten sind meistens ein Resultat von falscher Ernährung, Bewegungsmangel oder ungesundem Lifestyle. Dass Rauchen und Alkohol die schlimmsten Zellschäden verursachen ist auch kein Geheimnis mehr. Es ist nur wichtig, sich bewusst zu machen, dass jede Handlung heute, Einfluss auf unsere Zukunft hat. Ungesunder Lebensstil mit 30, führt zu Folgebeschwerden ab 40. Daher ist es wichtig, gerade in der Lebensmitte sich gesunde Lebensweisen anzueignen. Unser Körper kann Zellschäden nicht mehr so gut ausbessern wie mit 20. Lange Sonnenbäder auf Cran Canaria, jeden Mittag Fast-Food, Sektchen hier und Stößchen da, ist für den Körper ab 40 Hochleistung – und vom Rauchen will ich hier gar nicht weiter sprechen. Es ist Gift und schädigt auf allen Ebenen (auf geistiger und körperlicher Ebene). Wer im Alter fit sein möchte, sollte sich genau überlegen, welchen Lifestyle er pflegt und was er dringend ändern sollte.
Mein Fazit:
Stand heute: Wir haben großes Glück, denn wir sind noch da! Das ist das Wichtigste. Genießen wir unser Leben in vollen Zügen und seien wir gnädig mit uns und unserem Körper. Wir sollten uns in jedem Alter liebevoll annehmen, auch unsere kleinen Makel, unsere Zipperleins und alle Veränderungen. Es stimmt tatsächlich, man ist so alt wie man sich fühlt. Freuen wir uns auf die Zeit, die vor uns liegt. Angeblich beginnt ab 50 die schönste Zeit im Leben.
Hier noch eine kleine Umfrage zum Thema Alter:
Welchen Rat würden wir, wenn wir könnten, unserem jüngeren Ich geben?
Ich würde meinem jüngeren Ich sagen: Sei gelassener und liebevoller mit dir selbst. Vertraue mehr auf deine innere Stimme, sie hat dich noch nie betrogen. Sei stolz auf das was du bist und was du bereits in jungen Jahren alles meistern musstest. Glaube nicht irgendwelchen dahergelaufenen Typen, dass du nicht gut genug seist. Und mach nicht jeden Mist mit, den man dir vorschlägt, nur um cool zu sein (das hast du nicht nötig). Rauchen ist ungesund und mit 160 Sachen über die Autobahn zu rasen ist gefährlich. So etwas in der Art, würde ich meinem 25-jährigen Ich gerne nochmal sagen.
Was würdet ihr eurem jüngeren Ich gerne mal sagen? Wie kommt ihr mit dem Altern zurecht? Was nervt euch am meisten am Älterwerden? Ich freue mich über euer Feedback!
Liebe Grüße,
eure (in die Jahre gekommene)
Hanuki ♥
P.S. Ich rase immer noch mit 160 Sachen über die Autobahn und höre dabei Metal bis die Scheiben wackeln.
Liebe Hanuki,
ich würde meinem jüngeren ICH eine gehörige Backpfeife dafür geben, dass Klein Birgit es lange Jahre nicht für nötig gehalten hat, sich vor der Sonne zu schützen. Und ich würde ihr sagen: „Schau mal, was du angerichtet hast! Wegen dir Dummchen hatte ich bis vor kurzem fette Pigmentflecken im Gesicht. hat mich ein kleines Vermögen gekostet, sie entfernen zu lassen…“
Ich halte auch nichts von „in Würde altern“. Das bedeutet für mich soviel, wie alles akzeptieren und hinnehmen. Dazu bin ich nicht bereit. Ich kann auch nicht verstehen, wie manche Leute sagen, sie möchten keinesfalls mehr jung bzw. jünger sein. Warum eigentlich? War deren Leben in jungen Jahren so schrecklich? Klar würde ich niemals im Leben auf meine Tochter verzichten wollen, die nur da ist, weil ich halt so alt bin, wie ich bin. Naja, ist ja eh nur hypotethisch, die Frage…
Deinen Beitrag hast du ganz toll geschrieben. Hat Spaß gemacht, ihn zu lesen.
Liebe Grüße,
Birgit
Liebe Birgit, danke, dass du meine Meinung zum Thema Älterwerden teilst. Ja, das hätte ich meinem jüngeren ICH auch mal sagen sollen, Sonnenbäder im Schwimmbad, mit Sonnenschutzfaktor 10, sind nicht gut! Aber es hat so viel Spaß gemacht. 🙂
Liebe Grüße
Hanuki