Glück
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Vom Glück der kleinen Dinge

Nach einer kurzen „Corona-Pause“ bin ich wieder da. Da hat es mich doch ganz schön umgehauen mit all den unschönen Dingen, auf die ich gerne verzichtet hätte. Und sehr oft habe ich zwischendurch gejammert und mich ein wenig selbst bemitleidet. Vielleicht hatte ich auch ein bißchen Angst, dass es noch schlimmer kommen könnte, aber zum Glück – und jetzt komme ich zu meinem eigentlichen Thema – hatte ich eine kleine Sammlung an Büchern, die mir bei der Genesung die Zeit vertrieben. Die Geschichten in den Büchern haben mir mal wieder gezeigt, was Glück im Leben wirklich bedeutet.

Gerade in Zeiten, wo wir abgelenkt sind mit unserem Alltagsstress, mit Arbeit und mit nützlichen und unnützlichen Dingen, die erledigt werden wollen, erinnern wir uns an das was wirklich im Leben zählt. Dabei kann ich es gar nicht so genau in Worte fassen. Es geht um Liebe, Gesundheit, Dankbarkeit, Freundlichkeit und das Glück zu den kleinen Dingen. Wie oft verlieren wir den Blick für wahren Dinge des Lebens? Müssen wir denn wirklich erst krank werden, um unseren Horizont wieder gerade zu biegen?

Besonders das Buch von Francesc Miralles – Samuel und die Liebe zu den kleinen Dingen – hat meinen Blickwinkel auf die Dinge des Lebens wieder geschärft. Samuel ist ein einsamer Literaturdozent in einer großen spanischen Stadt. Er lebt alleine, ist einsam und hat Angst davor zu sterben und niemand würde es bemerken. Er sehnt sich nach Liebe und Gesellschaft. Eines Tages kratzt eine Katze an seiner Tür und der kleine Eindringling bringt sein bisheriges (einsames) Leben aus den gewohnten Fugen. Mit der Katze verändert sich sein ganzes Leben. Er freundet sich mit einem Nachbarn an, er begegnet seiner Jugendliebe nach dreißig Jahren wieder, er verändert sein grimmiges Verhalten und plötzlich erscheinen ihm die kleinen Dinge des Lebens als großes Glück.

Ich musste leider in den letzten Monaten oder vielleicht auch Jahre feststellen, dass wir in unserer Gesellschaft ziemlich weit abgedriftet sind, besonders was Freundlichkeit und das wertschätzen der kleinen Dinge angeht. Ob im Straßenverkehr, in Supermärkten, im Umgang miteinander oder sogar in Familien angeht. Durch die Hektik im Alltag vergessen wir oft die Menschen um uns herum. Sind wir so sehr mit unseren eigenen Sorgen beschäftigt, dass wir alles andere um uns herum vergessen? Hat vielleicht die Corona-Pandemie etwas damit zu tun? Ich weiß es nicht. Es ist auf jedenfall an der Zeit, dass wir wieder freundlicher werden. Freundlich zu uns, zu unseren Familienmitgliedern, zu Freunden und zu Fremden. Im Internet bin ich auf eine Gegenbewegung aus den USA gestoßen, sie heißt RAOK (übersetzt heißt das: zufällige Akte der Freundlichkeit). Es sind engagierte Menschen, die kleine Nettigkeiten ausstreuen, indem sie zum Beispiel kleine bunte Post-its mit freundlichen Nachrichten auf Kaffeemaschinen im Krankenhaus kleben oder Blumensträuße kaufen, um sie an Kassiererinnen zu schenken. Sie hinterlassen auch kleine Geschenke auf einer Parkbank oder legen einen selbstgestrickten Schal in einen fremden Fahrradkorb. Und zwar einfach so, um den Mitmenschen eine kleine Freude zu bereiten. Und das beste daran ist, sie erwarten keine Gegenleistung. Dabei ist es doch erwiesen, dass Schenken (egal, ob ein Blumenstrauß oder nur ein Lächeln) uns selbst auch glücklich macht.

Wäre es also nicht an der Zeit, dass wir wieder mehr Freundlichkeit und Glück in unser Leben bringen? Dass wir wieder netter zu uns selbst und zu anderen sind. Ich gehe meistens mit offenen Augen durchs Leben, und mehrmals habe ich schon ein frisches Brot, eine Tragetasche, ein Sandwich oder einfach nur Kleingeld an einen Obdachlosen geschenkt. Natürlich habe ich durch meinen Beruf als Sozialarbeiterin einen anderen Blickwinkel auf meine Umgebung, aber dennoch möchte ich zukünftig wieder netter sein und mehr Gutes tun, wieder mehr Glück in den kleinen Dingen wahrnehmen.

Die Sozialpsychologin Barbara van der Steen sagt dazu: „Es gibt keine bessere Medizin, als etwas Gutes für einen anderen zu tun. Das fördert die Selbstheilungskräfte und das Gefühl, dass das eigene Leben etwas wert ist.“

Fazit:

Wie im Kleinen so auch im Großen. Wenn wir alle wieder glücklicher sein wollen, dann geht das nur, in dem wir unseren Blick auf die Dinge grundlegend verändern. Wir sind alle miteinander verbunden, ich wage mal zu sagen, wir sind mit ALLEM verbunden. Und wenn wir unsere Welt zu einem besseren Ort verändern wollen, dann sollten wir mit kleinen Taten der Freundlichkeit beginnen. Dann stellen wir dem Nachbarn ein Stück Kuchen vor die Tür, dann schenken wir der Kassiererin eine Tafel Schokolade, dann sagen wir dem Busfahrer Tschüss, dann winke ich im Verkehr einen LKW raus und lass ihn abbiegen, dann zahle ich mal einen Kaffee für einen Fremden oder verschenke ein Brot. Denn gegenseitige Wertschätzung verändert unsere Welt – und uns selbst. Freundlichkeit tut also nicht nur anderen gut, sondern auch uns selbst. Außerdem produziert unser Gehirn das Glückshormon Dopamin, eine Art natürliche Droge, die angenehme Gefühle auslöst.

Der  amerikanische Glücksforscher Martin Seligman, ein wichtiger Vertreter der Positiven Psychologie, geht sogar noch einen Schritt weiter: „Nichts steigert das eigene Wohlbefinden so verlässlich wie eine freundliche Haltung anderen Menschen gegenüber.“ Er rät: „Geh raus und tu was Gutes! Gerade dann, wenn es dir selbst nicht so gut geht. Denn du wirst feststellen, dass es nicht nur dem anderen, sondern auch dir selbst gleich besser geht.“

Vielleicht fangen wir selbst einfach an mit ein paar random act of kindness“ – hier ein paar konkrete Beispiele:

  • Ein Buch auf eine Parkbank legen (mit einer netten Botschaft im Inneren)

  • Einen Lottoschein ausgefüllt unter den Scheibenwischer eines besonders klapprigen alten Autos klemmen

  • Den Hund der Nachbarin ausführen

  • Ein U-Bahn-Ticket lösen und es in der Maschine liegen lassen

  • Den Nachbarn Kuchen vor die Tür stellen

  • Kuchen backen für die Kollgen/innen

  • Danke und Bitte sagen

  • Eine Postkarte verschicken an jemanden, den man schon lange nicht mehr gesehen hat

Nachdem ich diesen Beitrag geschrieben habe, fühle ich mich schon irgendwie inspirierter und glücklicher. Die kleinen Restsymptome meiner Virenbesetzung fühlen sich nicht mehr so unliebsam an und ich fühle mich angespornt und voller positiver Energie. Schon alleine das Schreiben über „Gutes tun“ und das Glück in den kleinen Dingen zu spüren, erfüllt uns anscheinend mit guten Gefühlen. Ich beende also nun meinen (schon wieder viel zu langen) Beitrag und freue mich auf das heutige Hausfest mit Nachbarn – und auf das nette Miteinander. Glück kann so einfach sein!

Falls ihr nun auch ein paar Freundlichkeiten in die Welt bringen wollt, dann könnt ihr auf der Seite des Psychologen Michael Tomoff – tomoff.de/zufaellige-aktionen-der-freundlichkeit mal schauen und euch inspirieren lassen.

Liebe Grüße

eure Hanuki ♥

 

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