Wie schön ist das denn?! Einfach auf einem Baumstamm zu sitzen, den Duft des Waldes einzuatmen und die Hektik des Alltags hinter mir zu lassen. Käfer beobachten, dem Vogelgezwitscher lauschen, das Rascheln der Blätter hören und innere Ruhe spüren. Ich bin im Wald. In einer sich immer schneller drehenden Welt sind kleine Auszeiten in die Natur besonders wichtig. Der Wald bewirkt seelisches Wohlbefinden, er stärkt uns und gibt uns neue Lebenskraft. Ich möchte euch heute nach längerer Zeit mal wieder meine Liebe zum Wald beschreiben und vielleicht inspiriert euch der Beitrag ein wenig und ihr bekommt Lust auf einen Waldspaziergang….
Wer von uns kennt noch alle Bäume? Wer kennt die Namen der Blumen am Wegesrand? Wer weiß noch, welche Pflanzen essbar sind und welche nicht? Ich würde mal behaupten, nur die wenigsten von uns. Das Leben in der modernen, digitalen Welt hat uns von unserem natürlichen Ursprung weit entfernt. Wir sind so beschäftigt mit unserem Alltag, mit unseren Gewohnheiten, mit Lifestyle-Allüren und sonstigen neumodischen Beschäftigungen, dass wir das Bewusstsein für die Natur (etwas) verloren haben. Wir fahren alleine mit übergroßen Fahrzeugen über die Landstraßen, sitzen abends lieber vor der Glotze, schauen lieber stundenlang in ein Smartphone und bewegen uns bei lauter Musik auf einem Indoor-Laufband. Wald, Natur, was war das noch mal gleich?? Bienen igitt, Wespen lästig, Igel, schon mal gehört. O.k., natürlich kann und soll jeder sein Leben so führen wie er möchte.
Heute geht es mir darum, wieder ein wenig mehr Bewusstsein für die Schönheit der Natur zu schaffen – denn wir sind auch ein Teil davon.
Auf die Frage, was uns als Menschen verloren gehen würde, wenn Insekten, Vögel und damit die Natur verschwinden würde, antwortet Naturphilosoph Andreas Weber, dass riesige Kreisläufe des Ökosystems zusammenbrechen würden, von dem der Mensch ein Teil ist: „Wenn die Insekten verschwinden, dann verschwindet auch die menschliche Zivilisation“, sagte Weber und erklärte es mit dem Prinzip der Gegenseitigkeit, „dem Basisprinzip des Ökologischen“. Quelle: Deutschlandfunk
Weber hofft, dass die Menschen ihre Liebe zur Natur wiederentdecken würden, bevor es zu spät ist. „Oft entdeckt man erst dann ein Gefühl, wenn das Objekt auf das es sich bezieht unwiderruflich gegangen ist. Das wäre fatal.“
Kennt ihr die japanische Beschreibung für Waldbaden – Shinrin Yoku??
Die Japaner sind schon etwas weiter mit ihren Forschungen und nennen das neumodische Waldbaden „Shinrin Yoku“. Sie haben festgestellt, dass besonders gestresste, überlastete, überforderte und von Burnout-Geplagten-Businessmenschen dringend einen Ausgleich zu ihrem beruflichen Stress brauchten. Die Methode des Waldbadens ist dafür die beste Medizin. Waldbaden – ich sage einfach Waldspaziergang – bringt uns wieder zurück zu uns selbst. Wenn wir die energiespendenden Moleküle (Terpene) des Waldes, die Schönheit der Natur wieder bewusst wahrnehmen, voll eintauchen in den Wald mit allen Sinnen, dann erfahren wir ein neues Lebensgefühl. Back to the Basics. Wir sind wieder dort, wo wir hingeführen. In die Natur.
Die Shinrin Yoku Methode steht für die Überzeugung, dass Menschen, die den Kontakt zur Natur verloren haben, auch den Kontakt zu sich selbst verloren haben.
Waldbaden – Waldspaziergang oder wandern in einer schönen Naturlandschaft bewirkt:
– wir kommen wieder in Kontakt zu uns selbst
– wir erlangen wieder neues Bewusstsein
– wir bekommen wieder frische Lebensenergie
– unser Immunsystem wird gestärkt
– der Blutdruck senkt sich
– wir werden achtsamer
– wir werden wieder dankbar
– wir erhalten seelisches Wohlbefinden (es werden vermehrt Endorphine und Serotonin ausgeschüttet)
– Stress wird abgebaut (das Stresshormon Cortisol wird abgebaut)
– es stellt sich innere Ruhe ein
– Killerzellen werden aktiviert
– wir werden fitter (und die Koordinationsfähigkeit wird gestärkt)
Warum ich den Wald liebe
Schon früh in der Kindheit durfte ich mit meinen Eltern Ausflüge in den Wald machen. Manchmal waren wir mit der ganzen Familie zum Heidelbeeren sammeln im Wald oder einfach nur zum Spazieren gehen. Diese Ausflüge in die Natur haben schon früh meine Naturverbundenheit geprägt. Ich liebte den Wald, mit seinem schönen Licht- und Schattenspiel, dem Vogelgezwitscher und der frischen Waldluft. So ist es auch heute noch. Wenn es mir seelisch schlecht geht, wenn ich energielos bin, Stress oder Sorgen habe, Reizüberflutet bin oder einfach nur Ruhe möchte, dann gehe ich in den Wald.
Einen ganz besonders intensiven Zugang zur Natur fand ich durch das Wandern. Das Wandern habe ich durch meinen Mann kennengelernt. Zunächst war es etwas ungewohnt mit Profiausrüstung loszugehen und dies wurde von mir auch anfänglich etwas kritisch betrachtet (Igitt, hässliche Funktionskleidung). Doch nach der ersten professionellen Wanderung, mit richtigen Wanderschuhen, war ich überzeugt, wandern ist nicht nur für Rentner! Es ist toll und macht nebenbei noch fit!! Auch nach längeren Strecken durch den Wald merkte ich, dass ich mich immer noch frisch und energiegeladen fühlte. Dieses tolle Gefühl von innerer Ruhe hielt meistens noch ein paar Tage an.
Gesundheitsfördernde Effekte – Phytonziden
Die unglaublich gute Luft im Wald erklärt, warum wir uns dort so schnell erholen und uns sofort gut fühlen. Es liegt an den sekundären Pflanzenstoffen, den sog. Phytonziden. Diese werden von den Bäumen und anderen Pflanzen im Wald produziert. Sie gehören zu den Terpenen und diese feinen Stoffe werden beim Wandern maßgeblich über die Lunge aufgenommen. Quelle: Uni München
Pflanzen und Bäumde bilden diese Substanzen, um sich vor Krankheitserregern und Schädlingen zu schützen. Spaziergänger im Wald atmen Phytonzyden ein und profitieren möglicherweise von dem positiven Effekt auf den Körper, Seele und das Immunsystem.
Fakt ist, wir Stadtmenschen verlieren immer mehr den Kontakt zur Natur und dadurch zu uns selbst.
Für mich muss es keinen wissenschaftlichen Beweis geben. Ich fühle nach jedem Waldbesuch den positiven Effekt in meinem Körper und meinem Geist. Ich bin sogar so verrückt, dass ich mich manchmal an Bäume lehne (ich wollte jetzt nicht „umarmen“ schreiben!!) und mich direkt mit Energie aufladen lasse. Keine Tablette und keine Medizin können so eine natürliche Energie herstellen.
Fünf Tipps für den perfekten Waldspaziergang
1) Kauft euch eine gute Wanderkarte aus der Region (kostet nicht viel). Es gibt wirklich überall Wald in der Nähe. Vielleicht muss man mit dem Bus etwas rausfahren oder mit dem Auto, um in den nächsten Wald oder Park zu kommen, aber es wird sich lohnen. Mit einer Wanderkarte ist man perfekt ausgestattet und man entdeckt wunderbare Orte.
2) Plant vorher eure Wanderung. Für Anfänger können Rundwanderungen von 4-5 Kilometer ein guter Start sein. Fast alle deutschen Wälder sind gut erschlossen und ausgeschildert, es geht also niemand verloren.
3) Lasst das Smartphone zu Hause oder stellt es auf Flugmodus ein (falls ihr es zum Navigieren benötigt).
4) Nehmt einen kleinen Rucksack mit und füllt ihn mit ein paar Snacks (Nüsse, Energieriegel, etwas Obst und einer Flasche Wasser), Taschentücher und eventuell eine Kopfbedeckung. Tragt festes Schuhwerk und luftige bzw. bequeme Kleidung.
5) Habt Respekt! Das bedeutet, wir werfen keine Zigaretten (wer raucht im Wald??) oder Müll in den Wald. Wir nehmen unseren Hund an die Leine, um keine Waldtiere aufzuschrecken und sammeln die Hinterlassenschaften ein. Wir rasen auch nicht mit riesigen E-Bikes durch den unberührten Wald und verletzen die Baumwurzeln. Wenn sich schon Wochenendsportler mit E-Bikes (der Sinn erschließt sich mir bis heute nicht) in den Wald begeben, dann bitte nur auf die speziell vorgesehenen E-Bike-Trails. Wälder sind Ökosysteme und Bäume haben empfindliches Wurzelwerk, welches wir auf keinen Fall verletzen dürfen.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass wir Menschen auf vielfältige Weise unmittelbar von der Natur abhängig sind. Wir brauchen saubere Luft, reines Wasser, unbelastete Erde, gesunde Pflanzen und eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Wenn das alles zerstört wird, dann sterben wir auch.
Lesetipp: Das Buch von Peter Wohlleben – Das geheime Leben der Bäume: Was sie fühlen, wie sie kommunizieren – die Entdeckung einer verborgenen Welt
Schöne Website: naturwald-akademie.org
Viel Spaß beim Waldbaden!
Erzählt mir gerne, ob ihr auch gerne wandern geht und vielleicht auch „Waldmenschen“ seid oder bisher nicht.
Liebe Grüße
Hanuki ♥