Kennst du das Lied von Silbermond: „Du nimmst all den Ballast und schmeißt ihn weg, denn es reist sich besser mit leichtem Gepäck“. Das Lied handelt vom Loslassen, vom Freisein und vom Aufgeben materieller Dinge. Bei mir war es jetzt soweit, ich wollte wieder frei und glücklich sein!
Es hatte sich in den letzten Monaten schon gezeigt, dass ich kurz vorm Shopping-Burnout stand. Als Bloggerin ist man besonders gefährdet. So bewegt man sich ständig in einer Konsumwelt, in der man tausenden Verlockungen ausgesetzt ist. Man möchte diesen und jenen Trend unbedingt mitmachen und benötigt diese und jene Schuhe, Kleid, Mantel, Rock usw. Natürlich war ich dann noch zwischenzeitlich in New York shoppen, und das muss ich niemandem erklären: Shopping-Himmel-Paradies-Hoch-Drei!!! Einen Monat später kam dann die Kreditkartenabrechnung und das war dann: Hölle-Hölle-Hölle-Hoch-Drei!!!
Am 14. Oktober 2017 war ich dann zum letzten Mal shoppen. Es war ein sonniger Samstag in Frankfurt mit meiner Freundin S. Und wieder die ganzen Versuchungen, hier noch ein toller Rock (den ich unbedingt haben musste), im Laden Nr. 3 noch die trendige Hose mit passendem Pulli und dann noch dieses und jenes. Und so fuhr ich dann abends, leider nicht glücklich, mit der S-Bahn und mit vielen Einkaufstüten zurück. Abends im Bett fühlte ich mich irgendwie überfordert, gestresst und erdrückt und dann machte es plötzlich „Klick“. Ich stand wieder auf und ging zu M. und sagte: Jetzt ist Schluss!!! Ich will nicht mehr! Ich brauche eine Pause! M. war noch auf und guckte etwas verdutzt. Natürlich machte ich nicht Schluss mit ihm, sondern mit meinem Konsumwahn! Ich beschloss (im Nachthemd), dass ich die nächsten 6 Monate keine Klamotten, Schuhe oder Taschen shoppen werde. Dies hielt M. dann sofort schriftlich per Vertrag fest und ich unterschrieb. Und was soll ich sagen, es fühlte sich sofort befreiend und beruhigend an. Ich ging wieder ins Bett und schlief tief und fest, wie von einer schweren Last befreit.
Der Grund war einfach, dass ich mich der Konsum der letzten Wochen total stresste, anstatt mich glücklich zu machen. Viele neue Teile hängen immer noch ungetragen in meinem überquellenden Kleiderschrank. Die Schuhe türmen sich in Kartons in unserem Schlafzimmer. Der Anblick erdrückte mich zunehmend. Ich spende zwar regelmäßig Kleidung an Oxfam, aber es wurde einfach zu viel in den letzten Wochen. Es war jetzt einfach an der Zeit, sich wieder auf andere Dinge zu konzentrieren. Dinge, die mir auch wichtig sind und die leider in den letzten Wochen etwas zu kurz gekommen waren.
„Zu viel Besitz und zunehmende Komplexität, also immer mehr Wahlmöglichkeiten als der Einzelne überhaupt auswählen kann, führt bei vielen Menschen zu Stress“, sagt z. B. Bernd Vonhoff, Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Soziologinnen und Soziologen.
Bis jetzt (nach fast vier Wochen) fühlt sich meine Enthaltsamkeit immer noch befreiend und gut an. Auch wenn Zalando sicher schon unruhig wird, weil die monatliche Bestellung noch nicht eingegangen ist und mir sicher bald einen persönlichen Brief schickt, in dem sie sich nach meiner Gesundheit erkundigen. Ich bleibe jedenfalls cool!
Werde ich jetzt ein besserer Mensch, werde ich die nächsten 6 Monate ein erfüllenderes Leben führen? Oder einfach wieder ein gefülltes Portemonnaie haben? Um das herauszufinden werde ich euch daran teilhaben lassen. Es wird monatlich ein Artikel von mir erscheinen, der euch auf dem Laufenden hält, ob und wie mein Enthaltsamkeitsplan aufgeht, ob ich schon größere Geldmengen „umbuchen“ musste, ob ich schon in Lumpen herumlaufe, oder sonst irgendeinen geistigen Schaden angenommen habe. Ein bisschen mulmig ist mir schon….
Wie geht ihr mit diesem Thema um???
P.S. Kleine Kompromisse gibt es natürlich. Unterhosen (wenn sie Löcher haben, haha), Strümpfe und andere funktionale Teile werde ich bei Bedarf kaufen.
Wer prüfen möchte, ob er tatsächlich an einer Kaufsucht leidet, kann sich hier informieren…
Liebe Hanuki,
Das ist ein super Beitrag zu dem Thema, das auch mich momentan beschäftigt. Ich habe auf dem Blog davon berichtet, und finde es super, dass auch du dich mit diesem brisanten Thema outest.
Ich mag deinen Schreibstil sehr, macht Spass, dich zu lesen…
Den Ausdruck „Shopping-Burnout“ finde ich sehr passend. Statt Freude am Kaufen zu haben, hat man ein schlechtes Gewissen und fühlt sich schlecht.
Ich wünsche dir, dass du dein Programm durchziehen wirst (ich glaube, im Frühjahr wird es eine große Herausforderung), und bin gespannt auf deine weiteren Berichte.
Herzliche Grüße
Birgit
http://Fortyfiftyhappy.de
Liebe Birgit, vielen Dank! Ich hatte den Beitrag schon etwas länger geplant und war mir unsicher, ob ich mich wirklich „outen“ soll 🙂 Dann habe ich gedacht, es geht vielleicht anderen Bloggern genauso und habe ihn einfach eingestellt. Natürlich ist es auch ein Experiment für mich, zu sehen, wie geht man mit Konsumverzicht um? Ändert sich etwas in meinem Leben? Brauche ich ständig so viel Klimbim, um glücklich zu sein? usw. Ich bin selbst gespannt und werde monatlich ein Feedback geben. Ich habe ja auch schon fast einen Monat geschafft 🙂
Liebe Grüße
Hanuki
Liebe Hanuki, ich mache ja zur Zeit (in abgemilderter Form) das gleiche. Allein schon, dass ich keine Newsletter und Werbung mehr bekomme, wirkt befreiend. Wir schaffen das, ganz bestimmt.
LG
Birgit
Liebe Birgit, Danke für deine aufmunternden Worte. Ich bin jetzt erst Mal für eine Woche wandern auf Vulkanen und Lavawüsten (da gibt’s keine Schuhe oder hippe Klamotten) 🙂
LG
Hanuki