Zurzeit gibt es viele Ratgeber, die einem helfen sollen wieder einen liebevollen Umgang mit sich selbst zu lernen oder auch öfters mal NEIN zu sagen. Und das erlauben wir uns heute noch weniger als früher. Es heißt ja: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Jedoch vergessen wir oft, dass man jemand anderen nur lieben kann, wenn man sich selbst mag – und auf die eigenen Bedürfnisse hört.
(Beitrag enthält Werbung, unbezahlt)
Wie wir ständig die Signale unseres Körpers ignorieren:
Liebevoll sein mit sich selbst bedeutet also, auf die Signale des Körpers und der Seele zu achten. Lieblosigkeit ist genau das Gegenteil: wenn uns die Verwirklichung unserer Ansprüche und die Ansprüche von anderen ständig wichtiger sind oder dass wir ständig alles richtig und korrekt machen wollen. Wir leben oft noch die Glaubenssätze, die wir von unseren Eltern übernommen haben. Du wirst nur Erfolg haben, wenn du hart arbeitest. Du wirst es nur zu etwas bringen, wenn du immer alles richtig machst. Oder: Wenn du beliebst sein willst, dann musst du die Erwartungen anderer erfüllen. Sei immer brav und höflich, dann bist du richtig. Und weil wir schon seit unserer frühesten Kindheit immer dazugehören wollten und Anerkennung so schwer zu haben war, mussten wir stets Erwartungen erfüllen – die von den Eltern, Lehrern, Freunden und Mitschülern. So lernten wir schon früh, die Signale unseres Körpers und unserer Seele immer mehr zu ignorieren. Jetzt im Erwachsenenalter ertappen wir uns auch immer noch oft, dass wir vergessen auf unsere innere Stimme zu hören. Aber anstatt mal NEIN zu sagen, ignorieren wir die Signale unseres Körpers weiter, bis wir perfekt funktionierende Spieler geworden sind. Doch das Spiel verlieren wir auf Dauer, denn wenn wir ständig unsere Bedürfnisse unterdrücken, dann ist dies für unseren Körper und unser Gehirn so anstrengend, dass sich dort mit der Zeit hemmende Vernetzungen bilden, die an verschiedenen Stellen unseres Körpers Verletzlichkeiten bilden. Typische Erkrankungen sind: Burnout, Depressionen, Rückenschmerzen, Migräne, Übergewicht und viele andere Krankheiten.
Nur wenn wir anfangen uns zu verändern und einen anderen Blickwinkel bekommen, dann kommen wir aus dieser Falle wieder heraus.
Fünf gute Gründe, zu denen wir öfters mal NEIN sagen sollten:
NEIN sagen, wenn andere dich immer wieder um etwas bitten, was du eigentlich gar nicht willst. Wenn du unsicher bist, weil du den anderen gut kennst und ihm/ihr nicht vor den Kopf stoßen willst, dann bitte ruhig um etwas Bedenkzeit. Somit musst du nicht auf der Stelle „ja“ oder „nein“ sagen. Sage einfach: „Ich muss darüber einen Moment nachdenken.“ Denn oft sagen wir vorschnell „ja“ zu etwas, weil wir uns einfach überrumpeln lassen. Und am Ende haben wir zu etwas zugesagt, was uns stundenlang unliebsame Arbeit, Nerven und vielleicht sogar Geld kostet. Fühle in dich rein, und frage dich: Was ist das genau, was soll ich tun? Möchte ich das tun? Wie viel Zeit, Kraft, Energie und Lust habe ich gerade dafür? Keine Lust dazu, dann sage einfach NEIN!
NEIN sagen, zum inneren Perfektionismus. Ich sage in meinem Alltag ganz oft: Ich muss dieses noch tun, ich muss noch aufräumen, die Haare waschen, das Bett machen, bügeln, ich muss noch auf die Whatsapp-Nachricht von XY antworten, ich muss noch die E-Mail schreiben, ich muss noch kochen, Bad putzen und…und…und! In solchen Situationen ist es hilfreich, kurz Stopp zu sagen! Innehalten und zu spüren, welches Gefühl im Moment vorherrscht. Ist es ein diffuses Unwohlsein, ein Gefühl von Gewicht auf den Schultern, ein Gefühl von „ich kann nicht mehr“ oder fühlen wir uns überfordert? Dann ist hier der richtige Zeitpunkt um NEIN zu sagen. Dann bleibt die Bügelwäsche einfach liegen oder es gibt heute Toastbrot mit Scheiblettenkäse zum Abendbrot. So what!! Wir müssen nicht die perfekte Hausfrau, die perfekt gestylte Frau oder Facebook und Whatsapp-Queen sein. Unsere Mitmenschen mögen uns viel lieber, wenn wir entspannt, innerlich zufrieden, gesund und ausgeglichen sind.
NEIN sagen, zu den Erwartungen die andere an mich stellen (sozialer Druck). Hier ein persönliches Beispiel: Mein Mann fährt jedes Jahr einmal über Pfingsten in seine Heimat, um dort mit allen Freunden und deren Partnern und Kindern ein langes Wochenende in einem großen Ferienhaus auf dem Land zu verbringen. Schöne Sache, wirklich! Nur leider bin ich so gar nicht der rustikale Ferienhaustyp, der gerne morgens mit vielen Freunden an einem riesigen, wackligen Holztisch im Freien bei Wind und Wetter frühstückt. Und leider bin ich nicht die Frau, die gerne nachts im Schlafshirt über den eiskalten Flur zum Gemeinschaftsklo huscht. Ich bevorzuge komfortable Hotelzimmer mit schickem Bad, und ich liebe es morgens zurechtgemacht zum hoteleigenen Frühstücksbuffet zu stolzieren. Aus Liebe zu meinem Mann und aus sozialem Erwartungsdruck bin ich zweimal mitgefahren und ich fühlte mich bei beiden Malen nicht gut. Erstens, weil ich (siehe oben) nicht der Ferienhaustyp bin und zweitens, weil ich zu etwas „Ja“ gesagt hatte, was ich eigentlich gar nicht wollte. Am Ende hatte keiner von meiner Anwesenheit profitiert. Erstens, mit dem heulenden Griesgram wollte keiner so recht was zu tun haben, zweitens, mein Mann war von meiner schlechten Laune genervt, und drittens lag ich abends um 9.00 Uhr heulend im Bett und hoffte, der Tag möge schnell zu Ende gehen. Es hatte mich danach ziemlich viel Kraft, Überwindung und schlechtes Gewissen gekostet, um beim nächsten Mal NEIN zu sagen. Am Ende hat es sich aber für alle gelohnt. Ich bin nun regelmäßig vier Tage im Jahr alleine zu Hause und total happy mal das Alleinsein genießen zu können (Netflix gucken, Lesen, Kochen, Joggen, Jogginghosen tragen und Chips essen) und M. hat kein miesepetriges Weibsbild mehr an seiner Seite. M.s Freunde sehe ich dann an anderen Tagen im Jahr (immer portionsweise) und nicht alle auf einmal und dann mit viel Freude!
NEIN sagen zu kleinen Ungerechtigkeiten, nicht nur uns gegenüber sondern auch bei unseren Mitmenschen. Wer zu nett ist, wehrt sich nicht, wenn sich in der Warteschlange beim Bäcker jemand vordrängt, wer zu nett ist, reklamiert nicht, wenn das Schnitzel auf der Unterseite verkohlt ist, wer zu nett ist, überlässt dem Fluggast nebenan die Sitzlehne, wer zu nett ist, backt immer eine 8-stöckige Torte wenn Büro- oder Familiengeburtstage anstehen. Wer immer zu nett ist und immer die Erwartungen anderer erfüllen muss, der hat irgendwann einen Nervenzusammenbruch oder ein Burnout.
Warum fällt uns NEIN zu sagen, oft so schwer?
Oft sind die hohen Erwartungen an uns selbst der Grund, warum wir es immer allen recht machen wollen. Frauen lernen dieses Verhalten meistens in der Kindheit, immer lieb, nett und stets hilfsbereit zu sein. Im Erwachsenenalter fällt es uns daher immer noch oft schwer für uns selbst einzustehen. Man möchte niemanden verletzen, verärgern oder enttäuschen. Wir wollen geliebt und beliebt sein. Daher ist es enorm wichtig, sich immer mal zu fragen, ob das was ich gerade wieder einmal mache, wirklich guttut. Probieren wir dies öfters, lernen wir ganz allmählich wieder auf die innere Stimme zu hören. Wir kommen wieder in Kontakt mit uns selbst. Und darum geht es in meinem Beitrag: Lernen, wieder den Kontakt zu uns selbst zu bekommen. Ich nenne es: Liebevolle Verbundenheit.
Es geht also immer darum, was bin ich mir selbst wert. Lebe ich selbstbestimmt und achte ich auf meine Bedürfnisse? Kann ich Grenzen setzen, wenn es sein muss? Kann ich Beziehungen beenden, wenn sie mir nicht mehr guttun oder kann ich eine Gefälligkeit ablehnen, die ich nicht tun möchte? Die Antwort ist: Ja, wir können! Es ist nicht egoistisch bei sich zu bleiben – ganz im Gegenteil! Wenn man bei sich selbst ist und die eigenen Bedürfnisse wahrnimmt, dann führt dies längerfristig zu einem ausgeglichenen Selbstwertgefühl und einem gesunden und authentischen Leben. Sind die Grundbedürfnisse gestillt und innere Verbundenheit hergestellt, dann können Gesundheit, Wohlbefinden und Selbstliebe entstehen. Und das hat Auswirkungen auf alle. Wir gehen dann auch wieder liebevoller mit unserem Partner, unseren Kindern, Familie und Freunden um.
Also sagt einfach mal öfters „Ja“ zu euch und euren Bedürfnissen!!
Liebe Grüße,
eure Hanuki ♥
Wie geht ihr mit diesem Thema um? Fällt es euch auch oft schwer „Nein“ zu sagen??? Wenn euch der Beitrag gefallen hat, dann freue ich mich auf euren Kommentar.
Lektüre, die zum Thema passt:
Das Buch von Gerald Hüther „Lieblosigkeit macht krank“ kann ich zu diesem Thema empfehlen.