Glück
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Oh, nein! Wer hat schon wieder an der Uhr gedreht??

Letzte Woche ist es passiert. Ich war mit meiner Freundin B. nach der Arbeit in einem Café verabredet und ich musste genau 12 Minuten auf sie warten. Als sie dann freudestrahlend hereinkam und mich begrüßt hatte, sagte sie, ich habe mich nicht beeilt, weil ich ja weiß, dass du immer zu spät kommst. Baff! Das hatte gesessen! Ich war nicht böse, sie hatte nämlich Recht. Aber dieses Mal war ich ausnahmsweise mal pünktlich und ich merkte, dass es gar nicht so angenehm ist auf jemanden zu warten. Mir dämmerte es langsam, so ist es also, wenn andere auf mich warten müssen. Ich bin nämlich eine Wiederholungstäterin, und das schon mein ganzes Leben lang.

Zeit ist relativ – ja, wirklich!

Ich argumentiere immer gerne, dass Zeit relativ ist. Einstein und seine schlauen Kollegen haben es bereits bewiesen, und außerdem, was bedeutet Zeit eigentlich im Universum? Diese Fragen stelle ich mir (wirklich!!) schon seit meiner Kindheit. Menschen die Minuten zählen waren mir schon immer suspekt. Für manche Menschen ist Zeit eine exakte Messeinheit, die man genau einhalten muss; für andere (wie mich), stellt sie eine nervige Begrenzung dar, mit der ich nicht viel anfangen kann.

Jeder nimmt Zeit anders wahr und oft ist Unpünktlichkeit mit mangelnder Planung verknüpft. Unpünktliche Menschen tun es nicht mit Absicht. Ehrlich. Es liegt einfach oft an kleinen Ablenkungen, die unvorhergesehen dazwischenkommen. Bei mir liegt es meistens an Zerstreuung, Ablenkungen, Trödeln und an meinem starken Drang nach Unabhängigkeit; ich rebelliere nämlich heimlich und unbewusst gegen Fremdverplanung.

Die zwei Persönlichkeitstypen

Forscher (u. a. Jeffrey M. Conte von der San Diego State Universität) haben diesen Persönlichkeitstyp bereits in den 50ern genauer analysiert und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass es zwei Persönlichkeitstypen gibt – Typ A und Typ B.

Unpünktliche Menschen gehören mit ihrer Persönlichkeit zum Typ B. Diese Menschen sind eher ausgeglichen, kreativ und emotional. Typ A hingegen ist eher zielorientiert, ehrgeizig und ungeduldig. Eine Studie zeigte, dass die beiden Persönlichkeitstypen Zeit völlig unterschiedlich wahrnehmen. Nach einer Minute sollten die Probanden schätzen, wieviel Zeit vergangen ist. Typ A schätzte die Minute auf durchschnittlich 58 Sekunden, Typ B glaubte, dass 77 Sekunden vergangen waren.

Also wie ihr seht, kann ich als Typ B gar nichts für mein Verhalten. Hihi. Ich ticke einfach etwas anders.

Die Expertin in Sachen Zeitmanagement und Autorin des Buches Never Be Late Again Diane DeLonzor erklärt in einem Interview mit Zeitschrift The Independant: „Menschen, die nicht pünktlich sind, sind oft Optimisten und Irrealisten mit einer eigenen Zeitwahrnehmung. Sie glauben, in einer Stunde joggen, ihre Sachen von der Reinigung abholen und ihre Kinder zur Schule bringen zu können. Sie erinnern sich oft an das eine Mal, an dem sie das auch tatsächlich in einer Stunde geschafft haben, doch vergessen all die anderen Male, die sie länger dazu brauchten.“  Quelle: https://www.ohmymag.de/neuigkeiten/menschen-die-standig-zu-spat-kommen-sind-kreativ-und-intelligenter_art9293.html

Zu früh kommen, kann auch unhöflich sein

Anders gesehen, kann es aber auch ziemlich unhöflich sein, zu pünktlich zu erscheinen oder zu früh zu kommen. Wenn man zu einer Geburtstagsparty eingeladen ist und die Gastgeber noch bei den Vorbereitungen sind, dann wäre das etwas zu frühe Erscheinen eine Katastrophe. Zumindest bei mir wäre das so. Ich renne zwei Minuten vor dem offiziellen Start noch im Schlafanzug und mit Gesichtsmaske durch die Wohnung.  Ich selbst würde daher nie pünktlich zu einer Geburtstagsparty erscheinen, weil ich es als unhöflich ansehen würde.

Andere Länder, andere Sitten

In Italien oder anderen südlichen Ländern ist eine Verspätung von 5-10 Minuten normal und gilt als pünktlich. Man rechnet mit einer kleinen Verspätung und man deutet es nicht als geringe Wertschätzung. Es wird lockerer gesehen und das finde ich selbst auch so. Ich glaube, es sind so typisch deutsche Tugenden, wie Pünktlichkeit, Strebsamkeit, Fleiß usw. die unsere Gesellschaft immer noch prägen.

Also zum Thema Unpünktlichkeit kann ich euch eine haarsträubende Geschichte erzählen. Zu einem sehr wichtigen Termin an der Fachschule (Vorgespräch mit dem Rektor meiner damaligen Wunsch-Fachhochschule, die pro Jahr nur 62 ausgewählte Studenten aufnahmen), kam ich geschlagene 45 Minuten zu spät. Die Gründe dafür waren ganz einfach: Boyfriendprobleme, übertriebener Optimismus, zweimal das Outfit gewechselt, Verkehr und Strecke unterschätzt, keinerlei Vorbereitung. Meine Ausrede war gut und charmant, und mit einer Portion Glück habe ich tatsächlich einen Studienplatz an einer besten Fachhochschulen in Deutschland bekommen.

Fazit – Die Helden sind aber die anderen

Ich muss aber ganz klar sagen, ich bin keineswegs stolz auf meine Unpünktlichkeit. Bei wirklich wichtigen Anlässen (Abflugzeiten Urlaub, Behörden, Arzttermine usw.) schaffe ich es meistens pünktlich zu sein. Zum Glück lebe ich mit einem Typ A an meiner Seite, der sehr oft mein Zeitmanagement rettet, aber auch durch mich seins öfters mal aufgeben muss. Auch meine Freunde und Familie sind die klaren Helden. Sie halten einen Platz für mich frei, sie stellen sich schon mal in der Schlange an, kaufen für mich eine Eintrittskarte mit, bleiben gelassen oder gehen schon mal vor. Wenn andere aber wegen mir im Regen stehen müssen oder der Bus/Zug weg ist, dann fühle ich mich schlecht und sie dürfen dann auch gerne mit mir schimpfen.

Ich sage an dieser Stelle einfach mal Danke und nehmt es uns „Zuspätkommer“ nicht übel, wir bemühen uns wirklich, jeden Tag.

So, jetzt wisst ihr Bescheid über mich und über die Hintergründe des Zuspätkommens. Vielleicht habe ich es auch geschafft, ein klein wenig mehr Verständnis für uns zu erzeugen, wenn es mal wieder etwas später wird. Wir geben unser Bestes…versprochen!

„Tatsache ist, dass es so etwas wie „Zeit“ eigentlich garnicht gibt. Es ist ein erfundenes Messinstrument für unsere innere Ordnung und die Ordnung in unserer heutigen Welt. Jeder Mensch hat tatsächlich ein anderes Zeitempfinden und reagiert anders auf Verspätung bzw. bewertet Verspätung anders.“ Quelle: http://www.brigitta-kemner.com/vitalitaet/warum-sind-manche-menschen-eigentlich-staendig-unpuenktlich


Wie steht ihr zum Thema (Un)Pünktlichkeit? Seid ihr eher Typ A oder Typ B? Seht ihr Zuspätkommen eher gelassen oder ärgert ihr euch darüber? Schreibt mir von euren Erfahrungen…

eure Hanuki ♥

 

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